So heißt mein Einrichtung, in der ich arbeite. Ich habe bemerkt, dass ich nie über meine Arbeit berichtet habe und ich glaube jetzt kommt mal ein etwas längerer Text, denn ich denke, ich kann mich da nicht sehr kurz fassen.
Also ich arbeite in einem Altenheim (hier nennen sie es auch "Elternheim"), indem es 12 Stationen gibt. Davon ist meine Station eine der wenigen, wo die Leute noch relativ fit sind und wo noch einige ohne Gehhilfe laufen können. Auf meiner Station wohnen 44 Menschen. Jeder Tag startet bei mir ca. 7.15 Uhr (eigentlich 7 Uhr, aber da gewöhne ich mich gerne an die israelische Unpünktlichkeit ;) ). Ich beginne dann das Essen vorzubereiten. Es gibt jeden Morgen Joghurts, Soled (grießbrei-artiger Schleim) und/oder Haferschleim. Es gibt dann auch noch Quark & Co. fürs Brot (es gibt immer nur Weißbrot). Nach 30 geschälten Eiern, fange ich an die Betten abzubeziehen, die auf dem imaginären Plan sind. Also es gibt keinen richtigen Plan, aber jeden Tag werden ca. 5-6 Zimmer gemacht (von 23) und das halt immer systematisch nacheinander. Schließlich bereite ich alles vor, um die besagten Zimmer zu reinigen und die Betten neu zu beziehen. Ich weiß noch wie begeistert ich von einem Worker war am ersten Tag. Er hat die Betten mit so viel Liebe bezogen und alles so gemacht, dass die Bewohner sich wohlfühlen. Da dachte ich mir, dass ich das auch so machen möchte. Nach einem Monat ist meine Mission fehlgeschlagen... Es geht nur noch: ZACK ZACK, kadima kadima, gleich gibt's mein langersehntes Essen! Das ist mir heute wieder klar geworden, weil er mal wieder auf meiner Station war und diese Liebe für die Menschen ist immer noch geblieben nach diesem Monat.
Wenn ich mit den Betten fertig bin, gucke ich noch, ob ich beim Essen austeilen o.ä. helfen kann. Wenn nicht, dann räume ich die Tische und wische sie anschließend ab. Das ist erstmal der Ablauf bis zur Frühstückspause. Ich habe eigentlich eine 30 Minuten Pause, aber sie artet immer etwas aus. In der Pause bin ich immer zuhause und esse da gemütlich mit meiner lieben WG. Nach der Pause geht es wieder an die "Arbeit". Ab diesem Zeitpunkt ist nichts mehr los... Ab und zu mal Fingernägel schneiden (das nicht ganz lecker bei manchen) oder Tisch decken. So kleine Dinge eben. Manchmal mach ich in der Zeit hebräisch und dann kommt auch schon Sorin dazu. Sorin ist ein Rumäne und ist 80 Jahre alt. Er ist Holocaust-Überlebender und spricht 5 oder 6 Sprachen, unter anderem deutsch. Mit ihm rede ich am meisten, denn ich kann auf hebräisch nur die Basic-Sachen: "Was willst du?", "Wie geht's dir?", "Wird schon wieder, alles wird ok", "Wie viel Brote (wollt ihr)?", "Tee oder Kaffee? Mit Milch?". Also nichts womit man gut sich unterhalten könnte. Zurück zur Arbeit: Ab ca. um 12 Uhr ist es möglich, dass es mal irgendwann Mittag gibt. Die habens hier nicht so mit festen Zeiten. Im deutschen Altenheim wär sowas glaube gar nicht möglich. Nach dem Essen räume ich wieder alles auf und wische die Tische. Anschließend gehe ich in die Kantine und dann gibt's auch für mich Essen.
Auf Arbeit spreche ich so viel möglich hebräisch. Auch im Alltag spreche ich mit meiner WG so alltägliches auf hebräisch. Was richtig in meinem Kopf schon eingebrannt ist, ist "Ma?" anstelle von "Bitte was?/Wie bitte?". Manchmal fällts mir schon schwer, wenn ich mit Freunden oder mit meiner Familie aus Deutschland kommuniziere, nicht diese Worte zu verwenden, denn sie verstehen ja nichts... Hier versteht mich nur keiner, wenn ich mal deutsch rede. Diese Umstellung ist stellenweise schon echt komisch. Ich bin ja froh, dass ich nicht wie eine Freundin von mir in einem englischsprachigen Land bin. Da würde ich sicherlich nur noch mit englischen Wörtern um mich werfen. Englisch hat man ja ein bisschen schneller drauf.
Rundum bin ich zufrieden mit meiner Arbeit. Es ist schön zu sehen, dass die Leute, die dort wohnen das schätzen, was man hier macht. Manchmal bekomme ich Schokolade oder Obst geschenkt. Aber auch in Gesten und Worten äußern sie es. Jenny schickt mir immer Luftküsse und ich fang sie dann auf und mach sie an meine Wange. Dann strahlt sie über beide Ohren. :) Man merkt auch, dass manche "Toda raba"'s vom Herzen kommen. So macht es dann auch Spaß und man vergisst, dass man am gestrigen Tag von den gleichen Menschen beschimpft und angeschrien wurde.
Hier noch ein paar Bilder:
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Jenny |
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Sorin |
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Barbara unsere Socialworkerin |